Die dritte der TOP 3 – Fan-Weihnachtsgeschichten der gemeinsamen Gewinnaktion
des TVB Wilder Kaiser und des Bergdoktor Fanclubs!

Im Abstimmungszeitraum 20. Dezember 2015 – 20 Uhr bis 22. Dezember 2015 – 21 Uhr
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„… und ein geschmückter Christbaum gehört doch dazu!“

von Karin Bolte

Eigentlich sollte die Vorweihnachtszeit ja die besinnlichste Zeit des Jahres werden. Aber auch auf dem Gruberhof herrschte seit Tagen emsigliche Betriebsamkeit je weiter der Heilige Abend näher rückte. Die Vorbereitungen waren in vollem Gange. Das Haus war innen wie außen wunderschön geschmückt, und der Plätzchen-Duft zog durch sämtliche Räume. Der Weihnachtsbraten war vorbereitet und die Geschenke alle verpackt. In diesem Jahr hatten die Grubers das Ehepaar Kahnweiler zur Bescherung eingeladen.

Traditionell beabsichtigte Lisbeth am Mittag des Heiligen Abend den Weihnachtsbaum zu schmücken, konnte ihn aber nirgends finden. „Martin, wo ist denn der Weihnachtsbaum?“ fragte sie ganz aufgeregt am Telefon. „Du wolltest doch einen beim Baumgartner besorgen!“ „Oh, sch…“, dachte Martin und kniff die Augen zusammen, „das habe ich total vergessen. Und der Baumgartner hat bereits geschlossen. Ich muss mir etwas einfallen lassen, aber was?“ „Ich kümmere mich darum, Mama! Warte es einfach ab!“ antwortete Martin sichtlich genervt und beendete das Gespräch. Schnell schickte er den kosmischen Bestellservice an die Heilige Immanuela ab, und es kam ihm die Erleuchtung.

Er griff wieder zu seinem Handy: „Alexander, tu‘ mir einen Gefallen. Wir brauchen noch einen Weihnachtsbaum. Du kannst doch einen besorgen!“ Martins bestimmende Worte ließen keinen Protest zu. „Bring ihn einfach als Geschenk mit. Ich muss noch einige Hausbesuche machen, und Mama wird langsam unruhig!“ Er zog die Augenbrauen hoch als Alexander ungläubig entgegnete: „Für heute abend?“ Martin antwortete spontan: „Das würde sich anbieten.“ „Martin, wo soll ich denn jetzt einen Baum herbekommen?“ stotterte Alexander. Martin erwiderte mit sanfter Stimme: „Alexander, wo findet man Tannenbäume?“ Alexander – wie aus der Pistole geschossen: „Im Wald!“ Martin weiterhin mit seelenruhiger Stimme: „Richtig! Und was braucht man, um einen Baum zu fällen?“ Alexander reagierte fragend und gleichzeitig irritiert: „Eine Axt?!“ Martin antwortete: „Sehr gut!“ Alexander wandte ein: „Martin, ich kann wohl mit einem Skalpell umgehen, aber doch nicht mit einer Axt!“ Martin versuchte ihn zu beruhigen: „Was ist das für ein Unterschied?! Nimm Vera mit, ihr macht das schon! Nicht weit von Eurem Haus am O’Hara ist die kleine Lichtung Forcher Forst. Aber passt auf, die Böschung ist steil, und es hat gefroren. Danke Alexander!“ Mit diesen Worten und ohne einen Einwand zuzulassen legte er auf und machte sich auf den Weg zum nächsten Hausbesuch zu den Bartholdis.

Alexander grübelte: „Ich muss mir etwas einfallen lassen, damit Vera mir hilft, alleine schaffe ich das nie. Sie wird mich für verrückt halten.“ Er schlug vor: „Vera, meine Liebste, was hältst Du von einem Spaziergang am Flüsschen O’Hara zur kleinen Lichtung Forcher Forst, bevor wir zu den Grubers fahren?“ „Eine sehr gute Idee, Alexander, bevor wir all die Leckereien genießen“, erwiderte Vera. Aber was willst Du mit der Axt?“ „Wir werden die Grubers überraschen und einen Tannenbaum als Geschenk mitbringen. Die werden staunen!“ hielt er betont lässig entgegen. „Das glaube ich auch!“ bemerkte sie ironisch, begleitete ihn dennoch, wenn auch etwas argwöhnisch.

Das Wetter hatte sich eingetrübt, und Schnee lag in der Luft. Sie stapften durch die Mittwinterkälte und erreichten nach kurzer Zeit den Forcher Forst. Ein hübsches gut gewachsenes Bäumchen war schnell gefunden. „Nun wird es ernst!“ dachte Alexander und holte etwas umständlich mit der Axt aus. Plötzlich war ein Schrei an diesem Heiligen Abend zu vernehmen. Aus unerklärlichen Gründen löste sich die Axt aus seiner Hand, steuerte katapultartig auf Vera zu. Das Werkzeug bohrte sich in ihren Oberschenkel, fiel aber gleich darauf zu Boden. Bei diesem Anblick brach sie besinnungslos zusammen und schlug mit der Schläfe gegen einen Stein. Beide Wunden bluteten stark und mussten versorgt werden. „Vera, Vera, oh mein Gott. Was soll ich tun?“ sprach Alexander mehr mit sich selbst. „Vera wach‘ bitte auf!“ und er klopfte leicht gegen ihre Schläfen. „Ich muss die Blutzirkulation stoppen, sonst verblutet sie!“ war sein einziger Gedanke. In diesem Moment schlug Vera die Augen auf und krümmte sich vor Schmerzen.

Völlig hilflos wählte er Martins Nummer und erzählte ihm die Geschichte: „Martin, mein einziger Freund. Was soll ich tun? Wo soll ich in dieser Heiligen Nacht ein Schmerzmittel herbekommen. Hast Du eine Idee? Du hast doch immer eine Idee!“ „Alexander, gib ihr einfach von dem Ruprechtskraut, welches an der Uferböschung wächst!“ versuchte Martin seinen Freund zu beruhigen. „Lege es auf die Wunden. Es wirkt schmerzstillend und antiseptisch!“ – „Ruprechtskraut?“ fragte Alexander völlig ungläubig. „Ja, Alexander, mach‘ es einfach“, erwiderte er ungeduldig. „Ich bin gleich bei Euch!“

Emsiglich machte er sich auf den Weg. Kurze Zeit später fand er die beiden am Ufer des O‘Hara. Alexander kauerte neben Vera und hatte das Bein oberhalb der Wunde abgebunden. Das Kraut hatte er sorgsam auf die Wunden verteilt. „Also, Alexander was haben wir, …!“ bemerkte Martin, „eine Patientin mit einer Beinverletzung und einer Platzwunde am Kopf.“ Er kniete sich neben die Verletzte. „Vera, kannst du mich hören?“ „Ja!“ stöhnte sie, „mein Bein!“ „Hast du sonst noch Schmerzen?“ fragte Martin sichtlich besorgt. „Nein!“ ächzte sie. „Ich werde dir jetzt in die Augen leuchten!“ sagte er mit einem fürsorglichen Blick. Er bedeckte mit der einen Hand sorgsam das rechte Auge und leuchtete in ihr linkes. Kurz danach überprüfte er die Reaktion des rechten Auges. Dann tastete er behutsam ihren Kopf und Körper ab. „Gebrochen ist nichts!“ stellte er die vorläufige Diagnose. Er betrachtete die Wunden, verband sie provisorisch und gab ihr ein Analgetikum gegen die Schmerzen. „Wir bringen sie ins Krankenhaus nach Hall und machen sicherheitshalber ein CT, um eine Kopfverletzung auszuschließen!“ bestimmte er. „Hilf mir Alexander, wir bringen sie in mein Auto!“ Kurze Zeit später erreichten sie das Krankenhaus. „Gleich in den Schockraum!“ befahl Alexander, der sich inzwischen von dem Schock erholt hatte, und ordnete die nötigen Untersuchungen an. Das von Martin empfohlene CT war unauffällig, und der diensthabende Arzt Dr. Hennig Leitner hatte die Wunden medizinisch versorgt, so dass Vera am späten Nachmittag das Krankenhaus wieder verlassen konnte. So trafen die Kahnweilers rechtzeitig zur Bescherung auf dem Gruberhof ein.

Martin setzte nach dem kurzen Abstecher in Hall seine Hausbesuche fort und fuhr zum Hof der Familie Schubert. Arthur Schubert litt seit Tagen an einer akuten Bronchitis. Eine Blutuntersuchung hatte Aufschluss darüber gegeben, dass es sich um eine bakterielle Infektion handelte. Martin wollte sich vergewissern, ob das verordnete Antibiotikum angeschlagen hatte. Der nächste Besuch bei den Kirchners – Maria Kirchner waren vor wenigen Tagen ambulant einige Krampfadern entfernt worden, und sie benötigte noch die tägliche Thrombose-Spritze – war der letzte an diesem Heiligen Abend gewesen, und er fuhr heim. Die Vorfreude auf einen entspannten Abend im Kreise der Familie und natürlich mit Vera und Alexander war groß. Sicher hatte seine Mutter für ein gutes weihnachtliches Essen gesorgt. Aber plötzlich fiel ihm der Tannenbaum wieder ein. „Das wird wohl noch Ärger geben!“ murmelte er, die Stirn in Falten gezogen, vor sich hin und stellte den Ranzbimmel auf den Hof. „Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu beichten!“ dachte er laut. „Warum ist denn ein Weihnachtsbaum so wichtig?“ fragte er sich in diesem Moment!

„Wir hatten Glück im Unglück!“ berichtete Alexander von deren Missgeschick, nachdem Martin das Geschehen in kurzen Stichworten geschildert hatte, und nahm seine Vera liebevoll in den Arm. Nun meldete sich Hans Gruber zu Wort: „Warum überhaupt dieser Umstand mit dem Baum? Hinter dem Stall steht doch eine gut gewachsene Tanne. Die wartet nur darauf, ein hübscher Christbaum zu werden. Ich hole schon mal die Axt und Alexander, ich zeige Dir, wie’s geht!“ sagte er bestimmend. „Wer mit einem Skalpell umgehen kann, kann auch mit einer Axt umgehen!“ sagte er mit ironischem Blick und süffisantem Lächeln. Alexander verzog das Gesicht zu einer Grimasse und folgte ihm missmutig.

„Nun kann es Weihnachten werden!“ seufzte Martin. „Lilli, lauf‘ mal schnell in den Weinkeller und hol’ eine Flasche von Omas gutem Johannisbeerwein und bring‘ gleich die Weihnachtskugeln mit.“ Martins Handy klingelte, er meldete sich: „Gruber!“ „Mein Mann ist beim Tannenbaumschmücken von der Leiter gefallen!“ hörte er eine aufgeregte Stimme. Martin versuchte, die Frau zu beruhigen: „Ja, Frau Leitner bleiben Sie ganz ruhig. Ist er bei Bewusstsein?“ „Ja“, stieß sie weinerlich hervor, „Er hat wahnsinnige Schmerzen.“ „Er soll sich nicht bewegen. Ich bin gleich bei Ihnen! Wo wohnen Sie noch gleich?“ mit diesen Worten versuchte er auf die Frau einzuwirken. „Ronninger Straße 5 in Söll, gleich neben dem Beutlerpark!“ antwortete sie erleichtert. Martin richtete gleichzeitig den Blick auf die Familie. „Ich muss los!“ und steckte sich eines von den selbstgebackenen Plätzchen in den Mund.

Mit den Worten “I hate Christmas trees!” zog Martin kopfschüttelnd seine Jacke an und ging vor die Tür. Es hatte angefangen zu schneien, die Flocken wirbelten durch die Luft und bedeckten die Landschaft mit feinstem Puderzucker. „… So wie es sich für Weihnachten gehört!“ dachte er lächelnd. Ihm wurde warm ums Herz und ihm wurde klar: „… und ein geschmückter Christbaum gehört doch dazu!“

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